Zähneknirschen (Bruxismus): Ursachen, Symptome, Behandlung

Zähneknirschen führt zu unangenehmen Verspannungen, Rücken- und Kopfschmerzen. Wir zeigen dir, was du tun kannst, um deinen Kiefer zu entspannen.

Rehmesmee Gojowy

5 Min. Lesezeit · Sep 3, 2024
Frau sitzt auf dem Bett und fasst sich an den Kiefer. Ihr Blick ist schmerzverzerrt.

Wenn ich Stress habe, spüre ich das zuerst in meinem Kiefer! 

Ich knirsche schon seit Jahren mit den Zähnen, sowohl nachts als auch tagsüber. Wenn ich aufmerksam bin, spüre ich, wie sehr ich meine Zähne zusammenpresse, sobald ich angestrengt bin oder konzentriert an etwas arbeite.
Im Schlaf kriege ich davon wenig mit, auch dank meiner Aufbissschiene. Wenn ich jedoch mit einem verspannten Nacken aufstehe, weiß ich, dass ich meinen Stress mit in die Nacht genommen habe.

Umso neugieriger war ich, mehr über das Thema zu erfahren. 

  • Was steckt hinter dem Phänomen Zähneknirschen, in der Fachsprache Bruxismus genannt? 
  • Was sind die häufigsten Ursachen? 
  • Was lässt sich gegen stressbedingte (Kiefer-) Verspannungen tun?

Gehen wir der Sache auf den Grund!

Was ist Bruxismus? 

Wachst du morgens mit schmerzenden Gesichtsmuskeln auf oder hast sogar das Gefühl, dass deine Zähne sensibler geworden sind? Dann Bruxismus hinter deinen Beschwerden stecken.

Der Begriff „Bruxismus“ stammt aus dem Griechischen. Das Wort leitet sich ab von „brychein“, was so viel bedeutet wie „knirschen“ oder „die Zähne zusammenbeißen.“ Der Begriff wurde erstmals im 20. Jahrhundert in der medizinischen Literatur verwendet, um das Phänomen des unbewussten Zähneknirschens und Zusammenbeißens zu beschreiben.1,2 Es handelt sich also um ein relativ neues medizinisches Wort für ein altes und weitverbreitetes Problem. Laut Statistiken knirschen weltweit rund 20 Prozent der Bevölkerung mit den Zähnen! Allein in Deutschland werden jedes Jahr bis zu 1,5 Millionen Aufbissschienen verordnet, um die Symptome von Bruxismus zu lindern.3

Ärzt:innen unterscheiden zwischen Wach- und Schlafbruximus. Der Wachbruxismus tritt tagsüber auf, der Schlafbruxismus nachts . Beide Formen passieren meist automatisch und ohne, dass man es merkt. 

Beim Zähneknirschen übt deine Kiefermuskulatur einen enormen Druck von bis zu 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter aus! Das ist zehnmal mehr als der normale Kaudruck.2 Kein Wunder, dass dieser Kraftakt deinem Körper zu schaffen macht.

Symptome von Bruxismus

Körperliche Beschwerden

Bruxismus kann eine Vielzahl körperlicher Symptome verursachen, die über das eigentliche Zähneknirschen hinausgehen. Hier sind einige der häufigsten Beschwerden:

1. Verspannungen

Eine der häufigsten Folgen von Bruxismus sind Verspannungen der Kiefer-, Nacken- und Schultermuskulatur.4 Diese Verspannungen können die Beweglichkeit einschränken und zu einem ständigen Gefühl von Steifheit führen. 

2. Kiefersperre

Ein weiteres Symptom ist die sogenannte Kiefersperre oder Kieferklemme. Dabei ist der Kiefer so stark blockiert, dass man den Mund nur schwer oder gar nicht  öffnen kann. Eine Kiefersperre ist ziemlich schmerzhaft und beeinträchtigt auch das Sprechen oder Essen.5 

In diesem Fall empfehlen wir dir, deinen Hausarzt bzw. deine Hausärztin oder auch deinen Zahnarzt bzw. deine Zahnärztin um Rat zu fragen! Aber warte nicht, bis es zu einer Kiefersperre kommt. Auch wenn du nur leichte Blockaden oder ein auffälliges Knacken und Knirschen beim Öffnen deines Mundes bemerkst, solltest du das ärztlich abklären lassen.

3. Rückenschmerzen

Verspannungen im Kieferbereich können sich auf die gesamte Muskulatur auswirken. Daher verursacht Bruxismus häufig auch Rückenschmerzen und schmerzhafte Verspannungen.6 Besonders oft sind die oberen Rückenmuskeln und der Bereich zwischen den Schulterblättern betroffen. Daher klagen viele Menschen, die mit den Zähnen knirschen, auch über Nackenverspannungen.

4. Kopfschmerzen

Viele Menschen mit Bruxismus haben chronische Kopfschmerzen.7 Diese entstehen durch die ständige Anspannung der Kiefermuskulatur und können sich als Spannungskopfschmerzen oder Migräne äußern. Auch Schmerzen durch Verspannungen im Bereich der Schläfen sind typisch. 

5. Zahnprobleme

Symptome von Bruxismus betreffen natürlich vor allem die Zähne.8 Zu den häufigsten Problemen gehören:

  • Abnutzung der Zahnoberflächen: Durch das ständige Knirschen und Pressen reibt sich der Zahnschmelz ab. So werden die Zähne empfindlicher gegenüber Bakterien, was zu Karies und in der Folge Zahnschmerzen führen kann.  
  • Zahnfrakturen: In schweren Fällen kann der Druck so groß werden, dass Zähne brechen oder Risse bekommen. Auch wenn diese sehr fein sind, führen sie zu überempfindlichen Zähnen.
  • Zahnfleischprobleme: Durch den Druck und die Reibung können das Zahnfleisch und der Zahnhalteapparat in Mitleidenschaft gezogen werden. Im schlimmsten Fall sind lockere Zähne die Folge. 

Weitere Symptome von Bruxismus sind:9 

  • Schmerzen beim Kauen
  • Bissspuren in der Mundschleimhaut oder auf der Zunge
  • Ohrenschmerzen 
  • Tinnitus
  • Schwindel
  • Schlechter Schlaf

Ursachen von Bruxismus 

Die Ursachen für Bruxismus sind vielfältig. Oft spielen Stress und Angst eine große Rolle. Aber auch Fehlstellungen der Zähne, bestimmte Medikamente oder Schlafstörungen gehören dazu. Das sind die häufigsten Ursachen:

  • Stress: Wenn du viel Stress hast, lässt du ihn weder im Wachzustand noch im Schlaf los. Unbewusst übernimmt dein Körper durch das Zähneknirschen den Stressabbau.10
  • Schlafstörungen: Personen, die an Schlafapnoe oder anderen Schlafstörungen leiden, knirschen oft mit den Zähnen.11
  • Fehlstellungen der Zähne: Wenn deine Zähne nicht richtig aufeinander stehen, versucht dein Kiefer, eine gute Position zu finden. Das kann das zu übermäßigem Pressen und Knirschen führen.12
  • Medikamente: Einige Antidepressiva und andere Medikamente können Bruxismus als Nebenwirkung haben.13

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Therapie und Behandlung von Bruxismus 

Jetzt, wo du weißt, was Bruxismus ist und warum er entsteht, zeigen wir dir, was du dagegen tun kannst. Es gibt verschiedene Methoden, um das Zähneknirschen zu reduzieren und die Kiefermuskulatur zu entspannen.

1. Stressmanagement

Da Stress einer der Hauptauslöser für Bruxismus ist, ist es wichtig, Techniken zur Stressbewältigung zu lernen. Das können zum Beispiel Meditation, Yoga oder einfach ein entspannendes Hobby sein. Achte darauf, dir täglich Zeit für dich selbst zu nehmen, um abzuschalten und zu entspannen.
Auch Achtsamkeitsübungen können dir dabei helfen: Beobachte dich tagsüber selbst. Wie reagiert dein Körper, wenn du angespannt bist? Beißt du vor einem wichtigen Meeting die Zähne zusammen? Spannst du dein Gesicht an, wenn du dich konzentrierst? Versuche, aktiv deine Muskeln zu entspannen, sobald du dich dabei erwischst, dass du deinen Kiefer anspannst.

2. Physiotherapie und Massagen

Physiotherapie ist eine große Hilfe, besonders dann, wenn du aufgrund von Zähneknirschen Rückenschmerzen hast. Rückenschmerzen und Kieferprobleme hängen oft zusammen. Physiotherapeut:innen können dir Übungen zeigen, die die Kiefer- und Nackenmuskulatur entspannen.
Diese Techniken werden am häufigsten angewandt: 

  • Manuelle Therapie: Physiotherapie für deinen Kiefer wird sich ziemlich ungewohnt anfühlen! Durch gezielte Massage und Manipulation der Kiefer- und Nackenmuskulatur werden Verspannungen gelöst. Zur Lockerung müssen Physiotherapeut:innen allerdings auch in deinem Mund aktiv werden. Das ist unangenehm, lindert jedoch effektiv Verspannungen durch Bruxismus.14
  • Dehnübungen: Regelmäßiges Dehnen der Nacken- und Schultermuskulatur kann dir helfen, Verspannungen zu reduzieren. Der Entspannungseffekt hat außerdem positive Auswirkungen auf dein Stresslevel, was dem Bruxismus entgegenwirkt. 
  • Wärmeanwendungen: Wärmeanwendungen auf deinem Kiefer können ebenfalls zur Entspannung der Muskulatur beitragen. Ob Rotlicht, ein warmer Waschlappen oder ein Gang in die Sauna – Hauptsache ist, es tut dir gut!

3. Zahnärztliche Maßnahmen

Eine der wichtigsten Maßnahmen, besonders bei Schlafbruxismus, ist eine Aufbissschiene von deinem Zahnarzt bzw. deiner Zahnärztin. Diese Schiene wird in der Regel nachts getragen und schützt deinen Zahnschmelz vor dem Abrieb. Aufbissschienen sorgen dafür, dass  dein Kiefergelenk und deine Kaumuskulatur entlastet werden. Außerdem bringen sie deinem Unterkiefer ein anderes Bewegungsmuster bei. So kann der Bruxismus im Schnitt um 50 Prozent reduziert werden.15 

Schon gewusst? Normalerweise übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Aufbissschiene und auch einen Ersatz, falls die alte Schiene kaputtgeht.16

3 Übungen zur Entspannung der Kiefermuskulatur

Zuletzt haben wir einfache Übungen für dich, die du täglich machen kannst, um deine Kiefermuskulatur zu entspannen:17

  • Bewusstes Atmen: Setz dich bequem hin, lege deine Hände auf die Oberschenkel und lass den Kiefer locker. Öffne dabei leicht den Mund. Atme nun tief ein und aus und versuche, die Spannung im Kiefer bewusst loszulassen. 
  • Seitliches Dehnen: Lege deine linke Hand an die rechte Seite deines Kiefers und ziehe ihn sanft nach links, während du mit der rechten Hand deinen Kopf in die entgegengesetzte Richtung ziehst. Halte diese Position für einige Sekunden und wechsle dann die Seite.
  • Zungenübung: Lege die Zunge locker gegen den Gaumen und öffne den Mund langsam, bis du eine leichte Dehnung im Kiefer spürst. Halte diese Position für einige Sekunden und schließe dann den Mund wieder.

Kurz gesagt

Bruxismus kann ganz schön unangenehm sein. Die körperlichen Symptome sind vielfältig und können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Wenn du diese Symptome bei dir feststellst, ist es wichtig, dass du frühzeitig Maßnahmen ergreifst und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch nimmst. Physiotherapie, Stressmanagement und zahnärztliche Behandlungen können dabei helfen, die Symptome zu lindern und die Ursachen des Bruxismus zu bekämpfen.

Quellen

  1. https://econtent.hogrefe.com/doi/10.1024/1661-8157/a003517 
  2. https://www.infomedizin.de/krankheiten/bruxismus-zaehneknirschen/ 
  3. https://www.swr.de/swrkultur/wissen/zaehneknirschen-ursachen-und-behandlung-swr2-wissen-2020-07-31-104.html 
  4. https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Bruxismus-Symptome-und-Therapie-bei-Zaehneknirschen,zaehneknirschen100.html 
  5. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/zaehne/zahnkrankheiten/zaehneknirschen.html 
  6. https://www.gzfa.de/diagnostik-therapie/bruxismus-zaehneknirschen/ 
  7. https://www.dkv.com/gesundheit-kopfschmerz-was-zaehneknirschen-mit-kopfschmerzen-zu-tun-hat.html 
  8. https://www.aok.de/pk/magazin/koerper-psyche/zaehne/bruxismus-was-hilft-gegen-zaehneknirschen/ 
  9. https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/zaehne/zahnkrankheiten/zaehneknirschen.html 
  10. https://www.tk.de/techniker/krankheit-und-behandlungen/erkrankungen/behandlungen-und-medizin/zaehne-und-kieferorthopaedie/bruxismus-wenn-zaehne-knirschen-2119258 
  11. https://schlafapnoe-heilen.de/2023/05/gibt-es-eine-verbindung-zwischen-der-schlafapnoe-und-schlaf-bruxismus/ 
  12. https://www.zpk-herne.de/funktionsanalyse/bruxismus  
  13. https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/zahnkrankheiten/zaehneknirschen-den-druck-nehmen-852223.html 
  14. https://www.doccheck.com/de/detail/articles/22523-bruxismus-leitlinie-bissige-physiotherapeuten 
  15. https://www.br.de/radio/bayern1/besserleben/wohlbefinden/zaehneknirschen-106.html 
  16. https://www.cmd-arztsuche.de/alles-ueber-cmd/aufbissschiene-knirscherschiene/ 
  17. https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/wir-in-bayern/ratgeber/kiefer-schmerzen-vorbeugung-uebungen-physiotherapie-andy-sixtus-104.html 
Rehmesmee Gojowy
Lifestyle & Healthcare Copywriterin bei Kaia Health
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