Welche Schmerzmittel helfen bei Rückenschmerzen?

Welche Schmerzmittel helfen bei Rückenschmerzen?

Medikamente, Salben, Pflaster – Es gibt viele Möglichkeiten, Rückenschmerzen zu lindern. Was gilt es bei der Wahl eines Schmerzmittels zu beachten?

Arabella Grandel

6 Min. Lesezeit · Feb 13, 2024
Eine Frau sitzt auf einem Stuhl. In der rechten Hand hält sie eine Tablette, in der linken Hand ein Glas Wasser.

Kennst du das: Du willst dich mit Freund:innen zum Sport verabreden oder ein aktives Wochenende planen. Leider stehen dir deine Rückenschmerzen im Weg. Vielleicht denkst du darüber nach, ob ein Schmerzmittel das Richtige für dich ist. Damit bist du nicht alleine. Für viele Menschen sind Medikamente in Form von Tabletten, Salben oder Pflaster Teil der Selbstbehandlung von Rückenschmerzen und Schmerzen allgemein. 

Wenn du wissen möchtest, was bei Schmerzen am besten hilft, haben wir keine eindeutige Antwort. Rückenschmerzen und auch die Wirkung verschiedener Schmerzmittel sind einfach zu individuell. Gesundheit bedeutet für jeden Körper etwas anderes. Was bei dir gut funktioniert, wird bei anderen Patient:innen völlig anders wirken. An dieser Stelle empfehlen wir dir, deinen Arzt bzw. deine Ärztin oder auch Apotheker:innen zu fragen, ob sie dich zur Anwendung von Schmerzmitteln beraten können.

Bis dahin führen wir dich durch die gängigsten Möglichkeiten, damit du alle Vor- und Nachteile verstehst. Los geht’s! 

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Welche Medikamente helfen bei Rückenschmerzen?

Deine Rückenschmerzen mit Medikamenten zu behandeln ist einfach, viele Mittel bekommst du rezeptfrei in der Apotheke. Von Tabletten über pflanzliche Schmerzmittel bis hin zu Cremes – die Auswahl ist groß. Trotzdem gibt es einiges zu beachten. Eine Medikamententherapie bei Rückenschmerzen solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Jede, vor allem länger dauernde Medikamenteneinnahme sollte ärztlich begleitet werden.1

Worauf solltest du achten?

Viele Schmerzmittel sind ohne Rezept zu haben, dennoch braucht es das nötige Vorwissen für einen sicheren und wirksamen Einsatz. Das beginnt schon bei der Auswahl des Medikaments. In erster Linie sollte es ein Match mit deiner Krankengeschichte, möglichen Begleiterkrankungen und Allergien sein.

Manche dieser Medikamente haben außerdem ziemlich fiese Nebenwirkungen auf deine Gesundheit. Besonders dann, wenn du bereits andere Medikamente nimmst, sollten sich die beiden nicht in die Haare kriegen.2 Kurz gesagt: Lies am besten immer den Beipackzettel und frage bei deinem Arzt bzw. deiner Ärztin nach.

Auch das richtige Mindset ist entscheidend. Medikamente können allenfalls unterstützend wirken, aber Rückenschmerzen nicht dauerhaft heilen.3 Wir empfehlen, eine medikamentöse Therapie mit realistischen Zielen und Erwartungen zu beginnen und die Medikamente in der geringsten Dosierung für so kurz wie möglich einzunehmen. 

Ibuprofen, Aspirin und Voltaren: rezeptfreie Schmerzmittel bei Rückenschmerzen

Kommen wir zu den bekanntesten Schmerzmitteln: Ibuprofen, Aspirin mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure und Voltaren mit dem Wirkstoff Diclofenac. Dieses Tabletten-Trio ist berühmt für seine schmerzlindernde und entzündungshemmende Wirkung.4 Diclofenac hilft nicht nur gegen Schmerzen, sondern auch gegen Entzündungen. Das Schmerzmittel wird daher sowohl bei Rückenschmerzen, zum Beispiel einem Hexenschuss, als auch bei rheumatischen Erkrankungen und Fieber verabreicht. Auch wenn Diclofenac frei verkäuflich in der Apotheke zu haben ist, solltest du die Nebenwirkungen im Auge haben.

Bei Rückenschmerzen wirken Schmerztabletten kurzfristig schmerzlindernd und verbessern so die Beweglichkeit. Sofern keine medizinischen Gründe gegen ihre Einnahme sprechen, sind sie oft die Medikamente der ersten Wahl.5 Aber Vorsicht: Zu lange solltest du keines dieser Mittel nehmen, sonst riskierst du Ärger mit deinem Magen oder deinen Nieren.6

Gegen manche Nebenwirkungen kannst du dich aber schützen. Das gelingt durch die gleichzeitige Einnahme von Medikamenten, welche die Magensäureproduktion unterdrücken. So werden Nebenwirkungen der Tabletten im Bereich des Magen-Darm-Trakts reduziert.7 

Paracetamol: Die umstrittene Option

Paracetamol ist ein Fall für sich. Traditionell nimmt Paracetamol einen Stellenwert in der Schmerztherapie ein. Neueste Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass Paracetamol bei Rückenschmerzen nicht viel besser wirkt als ein Placebo!8 

Selbst die Annahme, dass Paracetamol weniger Nebenwirkungen aufweise, gilt als wissenschaftlich umstritten.9 

Setzen wir noch einen drauf: Bei länger bestehenden Rückenschmerzen gibt es keine eindeutigen Hinweise darauf, dass Paracetamol die Beschwerden lindert. 

Neue medizinische Leitlinien empfehlen nicht mehr, Rückenschmerzen mit Paracetamol zu behandeln.8,1 Wow, hättest du das gewusst? 

Verschreibungspflichtige Medikamente bei Rückenschmerzen 

Wenn die rezeptfreien Schmerzmittel nicht helfen oder nicht vertragen werden, empfiehlt die Leitlinie Alternativen. Dazu gehören COX-2-Hemmer oder Metamizol.1 Beide wirken besonders gut gegen starke Schmerzen. Dennoch werden sie, aufgrund ihrer Nebenwirkungen, insbesondere auf das Herz-Kreislaufsystem und die Bildung von weißen Blutkörperchen, nur ausgewählten Patient:innen verordnet.1 

Wie du sicher weißt, wird Ibuprofen ab einer Dosis von 400 mg verschreibungspflichtig. Möchtest du 600 mg oder 800 mg gegen deine Schmerzen erhalten, brauchst du eine Verordnung von deinem Arzt bzw. deiner Ärztin. 

Muskelrelaxanzien

Muskelrelaxanzien werden häufig zur Behandlung von Rückenschmerzen eingesetzt, insbesondere wenn diese durch Muskelverspannungen verursacht werden. Diese Medikamente wirken, indem sie die Nervenimpulse blockieren, die die Muskeln zur Anspannung bringen, wodurch eine Entspannung der Muskeln erreicht wird und die Schmerzen gelindert werden.

Die Vorteile sind eine schnelle Schmerzlinderung, indem Muskelverspannungen gelöst werden, sowie eine verbesserte Beweglichkeit durch die Entspannung der Muskeln.

Muskelrelaxanzien haben jedoch einige Nachteile. Oft. treten Schläfrigkeit und Müdigkeit auf, was insbesondere beim Autofahren oder Bedienen von Maschinen problematisch ist. Außerdem gehören zu den häufigen Nebenwirkungen Schwindel, ein trockener Mund und Magen-Darm-Beschwerden Bei langfristiger Anwendung besteht zudem die Gefahr einer Abhängigkeit .

Die meisten Muskelrelaxanzien sind rezeptpflichtig. Und das ist auch gut so, denn nur ein Arzt bzw. eine Ärztin kann die richtige Dosierung und die geeignete Dauer der Anwendung festlegen.

Starke Geschütze: Opioide gegen Rückenschmerzen

Wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken oder eingesetzt werden können, kommen Opioide ins Spiel. Ihre starke Wirkung kommt mit einer großen Verantwortung – sowohl für den Arzt bzw. die Ärztin als auch für die Patient:innen. Wegen der Nebenwirkung und des Abhängigkeitspotenzials sollten Opioide bei Schmerzen so kurz wie nötig eingenommen und schnell wieder abgesetzt werden.10 

Opiat-Schmerzmittel gibt es auch in Pflasterform. Diese Pflaster geben den Wirkstoff langsam ab und erzielen so eine kontinuierliche Wirkung gegen den Schmerz, die länger anhalten kann als gewünscht. Generell kommen Opiatpflaster eher bei chronischen Rückenschmerzen zum Einsatz.1 

Opioide heilen Rückenschmerzen nicht. Sie sind nur eine Unterstützung und sollten immer Teil eines ganzheitlichen Therapiekonzeptes sein.10

Cremes und Salben: Die Helden von außen

Schon mal dran gedacht, bei Schmerzen Cayennepfeffer oder Chilischoten auf deinem Rücken zu verreiben? Klingt verrückt, kann aber helfen! Capsaicin, der Stoff, der auch in scharfem Chili steckt, fördert die Durchblutung am Ort der Anwendung und kann so schmerzlindernd wirken. Es gibt sogar Pflaster mit dem selben Wirkstoff, die bei Schmerzen durch Nervenreizung empfohlen werden.11

In der Tat zeigen erste Studien Hinweise darauf, dass Cremes mit Capsaicin gegen Rückenschmerzen helfen.1

Eine schmerzlindernde und abschwellende Wirkung haben auch Salben aus dem Kraut Beinwell. Allerdings fehlt hier gemäß Leitlinien noch ein zuverlässiger Wirknachweis.1 

Für Cremes und Gels mit medikamentösen Wirkstoffen, wie zum Beispiel das Diclofenac-Gel von Voltaren, gibt es keine zuverlässige Wirknachweise bei Schmerzen.1 Wenn du dir einen Muskel gezerrt hast, kann der entzündliche Prozess im Gewebe jedoch gut mit einem Gel oder einer Salbe behandelt werden. Achte darauf, dass Diclofenac, Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen enthalten sind.12

Wichtiger Hinweis: Bei einer Entzündung solltest du nicht auf ein Schmerzmittel zurückgreifen, das Wärme abgibt, wie beispielsweise Wärmepflaster. Hier ist ein Gel die bessere Wahl. 

Es gibt immer wieder Studien, in denen die Wirksamkeit von Schmerzgels widerlegt wird. Der psychologische Effekt sollte jedoch nicht außer Acht gelassen werden.12 Wenn du aus eigener Erfahrung weißt, dass dir ein Gel gut tut, dann verwende es erneut! Wenn du unsicher bist, frage am besten deinen Arzt bzw. deine Ärztin. 

Pflanzliche Schmerzmittel: Natürlich gegen Rückenschmerzen

Wenn du auf synthetische Schmerzmittel verzichten möchtest, kannst du dich in der Pflanzenwelt umsehen! Pflanzliche Schmerzmittel unterstützen die Schmerzreduktion und deine Gesundheit. Zwei pflanzliche Präparate werden sogar schon in der aktuellen Leitlinie erwähnt: Weidenrinde und Teufelskralle. 

Medikamente auf Basis der Weidenrinde enthalten mehrere Wirkstoffe, von denen manche dem Wirkstoff von Aspirin ähnlich sind. Gemäß der Leitlinie ist Weidenrinde, im Rahmen eines gesamten Behandlungskonzepts, eine Option zur kurzzeitigen Behandlung von Rückenschmerzen. Das bestätigen sogar wissenschaftliche Untersuchungen!13

Wichtig: Obwohl Weidenrinde ein pflanzliches Präparat ist, lohnt sich ein Blick auf die Nebenwirkungen – du wirst sehen, sie sind denen von Aspirin recht ähnlich. 

Präparate auf Basis der Teufelskralle sind weniger gefährlich als ihr Name verspricht. Sie stellen ebenfalls gut untersuchte pflanzliche Schmerzmedikamente dar. Allerdings zeigen Studien, dass der Behandlungseffekt relativ gering ist. So hatten viele Patient:innen nach der kurzfristigen Anwendung weiterhin Beschwerden und Schmerzen.14

Gut zu wissen: Beide Mittel werden aktuell nicht von gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland erstattet. 

Weitere Schmerzmittel bei Rückenschmerzen

Es gibt viele weitere Medikamente, die bei Rückenschmerzen unterstützend wirken können, aber keine Schmerzmittel im eigentlichen Sinne sind. Diese Mittel werden Co-Analgetika genannt und haben in der Regel wenig Wirkungsnachweise.1

So werden Medikamente, die zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden, auch in der Schmerztherapie verabreicht. Diese sogenannten Antidepressiva haben auf Schmerz allgemein und Rückenschmerzen keinen eindeutigen Effekt. Daher werden diese Tabletten nur verordnet, wenn neben den Rückenschmerzen auch eine Depression oder eine Schlafstörung besteht.1,15

Des Weiteren gibt es Medikamente, die eigentlich für die Behandlung von Krampfanfällen entwickelt wurden, sogenannte Antiepileptika. Sie können ebenfalls zur Schmerzbehandlung eingesetzt werden. Bei reinen Kreuzschmerzen ohne Ausstrahlung gibt es aber wenig überzeugende Hinweise für ihre Wirksamkeit.16,17

Kurz gesagt

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn dein Rücken weh tut, hast du viele Möglichkeiten, Schmerzen schnell und eigenständig zu behandeln. Wie du nun weißt, gibt es aber einiges zu beachten und neben einer medikamentösen Therapie auch die Option einer nichtmedikamentösen Behandlung. In jedem Fall ist es ratsam, deinen Arzt bzw. deine Ärztin nach einer Empfehlung zu fragen.

Dazu gehören beispielsweise Wärmeanwendungen durch eine Wärmflasche oder warmes Bad oder Spaziergänge an der frischen Luft. Diese Methoden zielen darauf ab, die Durchblutung zu verbessern und so gerade bei stressbedingten Verspannungen, Linderung zu verschaffen.18

Ein wichtiger Hinweis zum Schluss: Sollte dein Schmerz stärker werden oder weitere Symptome wie Fieber dazukommen, solltest du umgehend einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen. So kannst du sicherstellen, dass du für dich und deine Gesundheit die besten Entscheidungen triffst.

 

Quellen

  1. http://www.leitlinien.de/nvl/html/kreuzschmerz/kapitel-6 
  2. http://www.aezq.de/mdb/edocs/pdf/schriftenreihe/schriftenreihe41.pdf
  3. http://www.patienten-information.de/patientenleitlinien/patientenleitlinien-nvl/html/kreuzschmerz/kapitel-8#section-20
  4. http://www.dgss.org/patienteninformationen/medizinische-schmerzbehandlung/medikamentoese-schmerzbehandlung/ 
  5. www.grvs.de/jahrestagung/abstracts/2010/pdf/burghardt-w.pdf
  6. http://www.leitlinien.de/nvl/html/kreuzschmerz/kapitel-6
  7. https://www.online-zfa.de/media/article/2013/03/15BFDE35-EFD4-4653-B9E6-F6D7B56C5967/15BFDE35EFD44653B9E6F6D7B56C5967_kostner_ebm_magenschutz_1_original.pdf
  8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/27271789
  9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25732175
  10. http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/145-003.html  
  11. https://www.ema.europa.eu/en/human-regulatory-overview/herbal-medicinal-products/european-union-monographs-and-list-entries
  12. https://www.rbb-online.de/rbbpraxis/rbb_praxis_service/ruecken-knochen-gelenke/schmerz-ruecken-gel-wirkung-muskulatur.html#articlesContList/text_2120077734  
  13. https://www.leitlinien.de/themen/kreuzschmerz/archiv/pdf/kreuzschmerz-lang-1-1.pdf 
  14. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-212016/teufelskralle-bei-kreuzschmerzen/ 
  15. http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/145-003.html 
  16. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18253994
  17. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28192790
  18. https://www.medwiss.de/2023/10/25/vorsicht-bei-rezeptfreien-schmerzmitteln/?krankheitsbild=copd 
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