Schadet Tennis meinem Rücken?

Schadet Tennis meinem Rücken?

Die kurze Antwort: Nein, es geht auch ohne Rückenschmerzen! Finde heraus, wie Ausrüstung, Technik und Übungen dich stark und schmerzfrei halten.

Arabella Grandel

6 Min. Lesezeit · Mrz 14, 2024
Foto eines Mannes auf einem Tennisplatz, der einen Aufschlag macht.

Ist Tennis deine große Leidenschaft? Dann bist du nicht allein! Egal ob im Verein oder als Hobby, Millionen von Menschen rund um den Globus lieben diese Sportart.1 

Tennis ist mehr als nur ein Spiel; es ist eine fantastische Mischung aus Fitness, Kraft und Geschwindigkeit – und das für alle Altersgruppen! Aber Moment, hast du auch schon mal gehört, dass Tennis nicht gerade der beste Freund deines Rückens ist? Dass vor allem, wenn du bereits mit Rückenschmerzen zu kämpfen hast, Tennis eher ungeeignet für dich sei?

Wir wollen diesen Gerüchten auf den Grund gehen. Eines gleich vorweg: Ja, leider sind Rückenschmerzen bei Tennisspieler:innen keine Seltenheit. Bis zu 85 Prozent der Profi-Spieler:innen berichten, dass sie mindestens einmal in ihrer Karriere akute Rückenschmerzen hatten.2 Und bei einigen von ihnen werden die Schmerzen sogar zu einem ständigen Begleiter.

Aber keine Sorge, bevor du jetzt entmutigt deinen Tennisschläger in die Ecke wirfst – es gibt gute Nachrichten! Mit dem richtigen Wissen und den passenden Strategien kannst du deinen Rücken stärken und weiterhin das Spiel genießen, das du so liebst. Lass uns gemeinsam herausfinden, wie du deinen Rücken vor Schmerzen schützen kannst.

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Rückenschmerzen vom Tennis: Woran liegt’s?

Falls du gerade erst mit dem Tennis angefangen hast oder nach einer kleinen Auszeit wieder zurück auf den Platz findest, wirst du ziemlich schnell feststellen, dass Tennis ein echtes Ganzkörpertraining ist. Es ist wie eine Party, zu der jeder Muskel deines Körpers eingeladen ist – und glaube uns, sie alle kommen gerne!

So müssen deine Beine einiges an Laufarbeit leisten, während dein Rumpf den Körper stabilisiert und deine Schlaghand genug Kraft generieren muss, um den Ballwechsel zu meistern. Aber es geht nicht nur um Kraft. Deine Gelenke in Knie, Schulter und Ellbogen spielen eine entscheidende Rolle, um Energie aufzubauen und gleichzeitig abzufedern.3 Kommen wir zum Star der Party: Deiner Wirbelsäule mit ihren Bandscheiben, die während des Spiels als Stoßdämpfer fungieren! Gemeinsam federn sie die einwirkenden Kräfte ab und schützen dich vor Verletzungen.

Beim Aufschlag, der Königsdisziplin des Tennisspiels, geht es richtig zur Sache. Deine Wirbelsäule wird dabei ziemlich stark beansprucht, ähnlich wie beim Schwingen eines Golfschlägers, nur dass der „Golfball“ in diesem Fall über deinem Kopf schwebt. In dem Moment, wenn du den Ball in die Luft wirfst, macht dein Rücken ein Hohlkreuz. Gleichzeitig findet eine Überstreckung der Halswirbelsäule statt, während du deinen Körper nach hinten neigst. Diese Mischung aus maximaler Streckung und starker Drehbewegung verlangt der Wirbelsäule also einiges ab.1,4,5 Kein Wunder also, dass Studien zeigen, dass besonders der untere Rücken bei Profispieler:innen strapaziert wird. 

Daher sollte beim Aufschlag vor allem auf eine gute Bogenspannung geachtet werden. Lehnst du dich während des Ballwurfs nach hinten, baust du sie auf, was wichtig ist, um den Ball auf Höchstgeschwindigkeit zu bringen. Ganz so, als würdest du einen Pfeil abschießen. Achte darauf, dass du nicht ins Hohlkreuz gehst, während du dich zurücklehnst. So beugst du Schmerzen, besonders im unteren Rücken, vor.

Neben dem Aufschlag, sind übrigens auch Schmetterbälle eine besondere Herausforderung für deinen Rücken.

Ist Tennis also schädlich für meinen Rücken?

Tennis, Golf und Cricket haben alle etwas gemeinsam – sie gehören zur Familie der Ballsportarten. Generell können wir nicht sagen, dass Tennis schädlich ist. Wie bei den meisten Sportarten, gibt es einfach gewisse Risiken, die du im Auge behalten solltest. Beim Tennisspielen wird beispielsweise eine 8-mal größere Belastung auf die Wirbelsäule ausgeübt als beim Joggen.6

Ein Team australischer Forscher:innen hat sich auch mit dem Thema Rückenschmerzen und Tennis beschäftigt. Sie wollten herausfinden, ob Tennisspieler, die schon mal Rückenschmerzen hatten, ein höheres Risiko für erneute Schmerzen haben. In ihrer Studie nahmen sie 20 männliche Profi-Tennisspieler unter die Lupe, und tatsächlich, sieben von ihnen hatten schon früher Rückenprobleme. Mit Hilfe eines Analysesystems wurden jeweils die Haltung und die Bewegung des Schlägers und des Körpers durch befestigte Lichtpunkte dargestellt. Daraus berechneten die Forscher:innen die Bewegungsmuster und konnten dadurch sogar Rückschlüsse auf etwaige Fehlbelastungen ziehen. Das Ergebnis: Spieler, die in der Vergangenheit bereits Rückenschmerzen hatten, führten ihren Aufschlag über Kopf in einer Art Schonhaltung durch – ganz anders als die Spieler ohne Beschwerden. Die Studie zeigt also, dass Rückenschmerzen tatsächlich deine Bewegungsabläufe beeinflussen und so zu neuen Schmerzen beim Tennis führen können.5

Allerdings ist medizinisch nach wie vor nicht belegt, ob Tennis wirklich eine direkte Ursache für Rückenschmerzen und speziell Kreuzschmerzen ist. Studien sind sich hier uneinig. Die meisten konnten keine stichhaltigen Beweise finden. Klar ist aber, dass sich Überanstrengung generell negativ auf Gelenke und Rücken auswirkt. Unser Rat an dich: Wenn du nach einer Pause wieder startest, geh es langsam an! Passe deine Aktivitäten deinem aktuellen Fitnesslevel an. Denn am Ende des Tages geht es darum, Spaß zu haben, ohne dass dein Rücken dabei auf der Strecke bleibt. 

Wie kann ich Rückenschmerzen beim Tennis vorbeugen?

Ausrüstung

Hast du schon mal darüber nachgedacht, wie wichtig die richtige Ausrüstung für dein Spiel ist? Ganz oben auf der Liste: Das perfekte Schuhwerk. Es ist nicht nur ein Fashion-Statement auf dem Platz, sondern stabilisiert auch deinen Fuß bei jedem Sprung oder abrupten Richtungswechsel. Und das Beste? Es tut auch deinem Rücken richtig gut.

Nicht zu vergessen ist auch die Bespannung deines Schlägers, denn sie ist quasi der Motor für den Ball! Achte darauf, dass der Rahmen perfekt an dich angepasst ist. Informiere dich am besten in einem Fachgeschäft über den idealen Schläger bzw. lass deinen Schläger individuell tunen, sodass er perfekt zu dir passt.

Neben der Ausrüstung ist auch das Wetter sowie der Belag, auf dem du spielst, wichtig für deine Leistung, aber auch für deine Gesundheit während und nach dem Match.

Warm-up und Cool-down

Bevor du loslegst, ist außerdem ein gutes Warm-up wichtig. Zieh deine Aufwärmroutine durch und gib deinem Körper nach dem  Training mit leichten Dehnübungen die Liebe, die er verdient. 

Falls du eine kleine Tennispause eingelegt hast, ist es wichtig, dass du dich erstmal wieder an die Belastung gewöhnst. Denk dran: Nach einer Pause gleich wieder Vollgas zu geben, ist so, als würdest du versuchen, einen Marathon zu laufen, ohne zu trainieren – die meisten Tennisunfälle passieren genau dann, wenn wir es übertreiben.7,8

Technik

Für die Anfänger:innen unter uns: Die Technik ist unser bester Freund. Mit der perfekten Technik fühlst du dich nicht nur wie der nächste Roger Federer oder Serena Williams – du entlastest auch deinen Rücken, weil durch gezieltere Bewegungen ein Großteil der einwirkenden Kräfte absorbiert werden kann.2 Achte darauf, dass du schon früh anfängst, an deinen motorischen und koordinativen Fähigkeiten zu arbeiten, um deine Muskeln nicht zu überlasten.

Training

Wichtig ist, dass du nicht nur einseitig trainierst. Wenn du nur Tennis spielst, werden bestimmte Muskelgruppen mehr beansprucht als andere. Gelenkschonende Ausgleichssportarten wie Schwimmen und andere präventive Maßnahmen, beispielsweise Physiotherapie, können dir helfen, Rückenschmerzen vorzubeugen. Komplextraining beispielsweise, ist eine gute Methode, mit leichten Gewichten gezielt die Muskeln zu trainieren, die du für bestimmte Schläge brauchst. 

Kann ich trotz Rückenschmerzen Tennis spielen?

Du kennst deinen Körper am besten, also hör auf ihn und schalt ruhig einen Gang runter, wenn du das Bedürfnis hast. Und weil wir schon dabei sind: Warum nicht deinem Rücken etwas Gutes tun und ihn speziell trainieren? Regelmäßige Übungen, die deine Rückenmuskulatur stärken, sind wichtig, um dich fit für den Alltag und zusätzliche sportliche Herausforderungen zu machen. Falls du akute Schmerzen hast oder dich nach dem Tennisspielen unwohl fühlst, zögere nicht, einen Arzt bzw. eine Ärztin aufzusuchen. Er oder sie kann dich gründlich untersuchen und dir sagen, ob vielleicht eine kleine Pause angebracht ist oder ob leichte Kräftigungs- und Dehnübungen erstmal besser für deinen Rücken wären.

Mit regelmäßigen, an deine Bedürfnisse angepassten Übungen wirst du schon bald Fortschritte spüren. Ein gesunder und gestärkter Rücken wird dir nicht nur dabei helfen, noch mehr Freude an Bewegung zu finden, sondern auch dein allgemeines Wohlbefinden steigern.

Kurz gesagt:

Tennis ist mehr als nur ein Sport – es ist eine Leidenschaft, die uns verbindet, herausfordert und erfreut. Doch wie bei jeder guten Beziehung, ist Kommunikation der Schlüssel. Und in diesem Fall bedeutet das, auf deinen Körper zu hören. Erinnere dich daran, dass eine gute Ausrüstung, eine solide Technik und eine durchdachte Trainingsroutine deine besten Partner auf diesem Weg sind. Sie helfen dir, das Spiel zu genießen, ohne dass dein Rücken darunter leidet. Reduziere Aufschläge über deinem Kopf, wo es geht, und nimm dir die Zeit, deinen Rücken mit speziellen Übungen zu stärken. 

Sollten doch einmal Schmerzen auftreten, hole dir am besten professionellen Rat. Ärzt:innen können dir helfen, die richtigen Schritte zu unternehmen, damit du schnell wieder auf dem Platz stehen und das tun kannst, was du liebst.

Abschließend sei gesagt, dass Tennis und Rückenschmerzen kein unzertrennliches Paar sein müssen. Mit Achtsamkeit, der richtigen Vorbereitung und einem gesunden Maß an Selbstfürsorge kannst du beides haben: die Freude am Spiel und einen starken, schmerzfreien Rücken. 

Quellen

  1. Leiner, P. Tennis Eine Gefahr für die Wirbelsäule. 2013  [cited 2017 14th June 2017]; Available from: http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/schmerz/rueckenschmerzen/article/839213/tennis-gefahr-wirbelsaeule.html.
  2. Abrams, G.D., P.A. Renstrom, and M.R. Safran, Epidemiology of musculoskeletal injury in the tennis player. Br J Sports Med, 2012. 46(7): p. 492-8.
    https://www-ncbi-nlm-nih-gov.emedien.ub.uni-muenchen.de/pubmed/22554841
  3. Chung, K.C. and M.E. Lark, Upper Extremity Injuries in Tennis Players: Diagnosis, Treatment, and Management. Hand Clin, 2017. 33(1): p. 175-186.
    https://www-ncbi-nlm-nih-gov.emedien.ub.uni-muenchen.de/pubmed/?term=Upper+Extremity+Injuries+in+Tennis+Players%3A+Diagnosis%2C+Treatment%2C+and+Management
  4. Sauter, C. Tennis. 2011  [cited 2017 14th June 2017]; Available from: http://www.vitanet.de/krankheiten-symptome/rueckenschmerzen/ratgeber-selbsthilfe/wirbelsaeule-sport/tennis.
  5. Campbell, A., et al., Lumbar Mechanics in Tennis Groundstrokes: Differences in Elite Adolescent Players With and Without Low Back Pain. J Appl Biomech, 2016. 32(1): p. 32-9.
    https://www-ncbi-nlm-nih-gov.emedien.ub.uni-muenchen.de/pubmed/?term=Lumbar+Mechanics+in+Tennis+Groundstrokes%3A+Differences+in+Elite+Adolescent+Players+With+and+Without+Low+Back+Pain
  6. Volkmann, A. Tennis kann der Wirbelsäule schaden. 2013  [cited 2017 21th June 2017]; Available from: https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/tennis-kann-der-wirbelsaeule-schaden-1621/.
  7. Hjelm, N., S. Werner, and P. Renstrom, Injury profile in junior tennis players: a prospective two year study. Knee Surg Sports Traumatol Arthrosc, 2010. 18(6): p. 845-50.
    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/?term=Injury+profile+in+junior+tennis+players%3A+a+prospective+two+year+study 
  8. Martin, C., et al., Influence of a Prolonged Tennis Match Play on Serve Biomechanics. PLoS One, 2016. 11(8): p. e0159979.

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