SOS-Übung in akuten Stresssituationen
5-4-3-2-1 Übung
„Diese Übung kommt ursprünglich aus der Traumatherapie und ist für jeden Menschen geeignet, der sich in einer stressigen oder emotional herausfordernden Situation befindet”, erklärt Plidschun. „Diese Übung zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit möglichst ruhig und gelassen in den gegenwärtigen Moment zurückzuführen.”
So hilft die 5-4-3-2-1 Übung vor allem dabei, negative Gedankengänge zu unterbrechen, anbahnende Angst- oder Panikattacken zu stoppen und andere unerwünschte Impulse, die deinen Stress weiter intensivieren, zu unterdrücken.
So geht die Übung:
- Beginne damit, 5 Dinge zu suchen und zu benennen, die du sehen kannst. Dann nimm aktiv 5 Dinge wahr, die du hören kannst und schließlich 5 Dinge, die du körperlich spüren kannst. Es geht ausschließlich um deine körperliche Wahrnehmung, beispielsweise das Gefühl einer Stuhllehne an deinem Rücken oder den Boden unter deinen Füßen. Konzentriere dich ganz auf deine Sinneswahrnehmung und lenke deine Aufmerksamkeit weg von deinem Gefühlserleben.
- Benenne nun 4 Dinge, die du hören kannst; dann 4 Dinge, die du sehen kannst und wieder 4 Dinge, die du körperlich spüren kannst. Du kannst dir dabei aussuchen, ob du immer neue Dinge finden möchtest und für die gesamte Übung immer die gleichen Dinge aus Schritt 1 verwendest.
- Das Gleiche wiederholst du mit 3 Dingen, die du hören, sehen und spüren kannst.
- Nun benennst du 2 Dinge nach demselben Schema. An diesem Punkt kannst du zusätzlich zu den bisher genannten Sinnen auch deinen Geruchssinn mit hinzunehmen, wenn dir das angenehm ist.
- Wiederhole die Übung schließlich mit einer Sache, die du sehen, hören, spüren, eventuell riechen und zuletzt auch schmecken kannst. Du kannst die Übung laut oder leise machen.
Wenn es mal schnell gehen muss, kannst du auch eine Kurzversion der Übung durchführen, bei der du 5 Dinge benennst, die du sehen kannst, 4 Dinge, die du hören kannst, 3 Dinge, die du körperlich spüren kannst, zwei Dinge, die du riechen kannst und anschließend eine Sache, die du schmecken kannst.
Solltest du dir bei der Reihenfolge der Sinne nicht mehr ganz sicher sein, mache einfach dort weiter, wo du aufgehört hast. Es gibt bei dieser Übung kein richtig oder falsch.
Durch das Zählen und die Konzentration bringst du dich dazu, mehr im Hier und Jetzt zu sein. Es spielt keine Rolle, welche Dinge du dir für die Übung aussuchst, wichtig ist, deine ganze Aufmerksamkeit darauf zu lenken, was du um dich herum wahrnimmst. Die bewusste Ausrichtung der eigenen Aufmerksamkeit ist eine einfache, jedoch effektive Achtsamkeitsübung.
Generell hat sich Achtsamkeit als besonders wirksam erwiesen, um Stress zu reduzieren und den Umgang mit Schmerzen zu verbessern – selbst mit chronischen Rückenschmerzen.<sup>8</sup>
Achtsamkeit hilft auch dabei, deine emotionale Reaktion auf Schmerzen zu verändern. Anstatt den Schmerz als durchweg negativ zu empfinden, lernst du, deine Schmerzwahrnehmung zu modulieren und den Schmerz eher als neutrale Empfindung zu betrachten, ohne sie zu bewerten.9 Das bestätigt auch Frau Plidschun: „Achtsamkeit ermöglicht es uns, automatisch ablaufende Reaktionen zu beobachten und sogar zu unterbrechen. Das kann auch bei Schmerzen gelingen. Denn zunächst kommt ein neutraler sensorischer Schmerzreiz im Gehirn an underst dann kommt unsere gedankliche und emotionale Bewertung hinzu. In diesem Moment können wir einen Stopp setzen, uns wahrnehmen, die eigenen Gedanken und Gefühle beobachten. Das beeinflusst maßgeblich, wie wir auf den Schmerz reagieren. So ermöglicht uns Achtsamkeit im Umgang mit Schmerz mehr Kontrolle über uns selbst, unsere Gedanken und unsere Gefühle. Das ist sehr wertvoll.”