Teil 3: Was passiert nach einem Wirbelbruch?
Meine Kompressionsfrakturen konnten ohne Operation heilen, da sie ausreichend stabil und ohne neurologische Symptome waren. Das bedeutet, dass bei mir kein Kribbeln oder etwa Gefühllosigkeit in den Beinen oder Armen festgestellt werden konnte. So etwas nennt man einen stabilen Bruch.1 Diese Entscheidung hatte aber auch mit meinem Alter zu tun, da die Knochen noch im Wachstum und die Weichteile „jung” waren.
Bei stabilen Brüchen ist eine konservative Behandlung üblich, bei der Schmerztherapie, Immobilisierung und Physiotherapie zum Einsatz kommen.1 So war das auch bei mir. In den ersten Wochen nach dem Unfall wurde ich mit Schmerzmitteln therapiert, durfte nicht zur Schule gehen und musste enorm viel Zeit im Liegen verbringen. Warum? Liegen verringert den Druck auf Wirbelsäule und Bandscheiben, der durch Eigengewicht, Sitzdauer und Stöße beim Gehen entsteht. Je instabiler deine Wirbelsäule ist, desto wahrscheinlicher bekommst du eine Rückenstütze (Orthese). Dieser akute Ruhezeitraum kann bis zu 6 Wochen dauern.
Danach konnte ich mit kontrollierter Mobilisierung beginnen, bei der ich mich wieder mehr bewegen und belasten durfte. Ich konnte auch wieder stundenweise den Unterricht besuchen. Wobei ich dabei, wenn möglich, eher stehen als sitzen sollte. Ärzt:innen raten in dieser Phase zu Physiotherapie, um die Beweglichkeit zu verbessern und die Muskelkraft zu erhalten, ohne die Heilung zu gefährden. Denn in diesem Zeitraum, der bis zu drei Monate andauernden subakuten Phase, beginnt sich die Fraktur zu festigen und die Schmerzen nehmen ab.
Anschließend ging es für mich in die intensivere Rehabilitation. Mit Hilfe physiotherapeutischer Maßnahmen wurde dort versucht, die volle Beweglichkeit, Kraft und Funktion meines Rückens wiederherzustellen. Hier kamen spezifische Übungen zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur sowie zur Verbesserung der Körperhaltung und des Gleichgewichts zum Einsatz. In meinem Fall wurde besonders die Muskulatur um die Brüche herum gestärkt, denn diese Muskulatur würde in Zukunft die Instabilität der Wirbel mit unterstützen.
Unser Körper ist schlau, jeder kleinste vorhandene Muskel geht im Falle eines Unfalls in Anspannung und nimmt eine Schutzhaltung ein. Besonders die kleinen Muskeln an den Dorn- und Querfortsätzen. Entsprechend gehört zum Heilungsprozess eines Bruches auch manuelle Therapie, bei der entsprechende Muskeln gelockert werden, die um die Verletzung herum angespannt wurden und so die umliegenden Muskeln in Mitleidenschaft gezogen haben.
Das ist ein sehr mühsamer Prozess, bei dem ich mir nach langer Ruhephase vorkam, als müsste ich muskulär bei null anfangen. Wer von Grund auf eine starke Rückenmuskulatur besitzt, hat da mehr Glück. Es lohnt sich deshalb, präventiv den Rücken zu stärken!
Um eine schwache Rückenmuskulatur wieder aufzubauen, brauchst du vor allem regelmäßiges Training.