Nerv im Rücken eingeklemmt: Fakt oder Fiktion?

Kann man sich eigentlich wirklich einen Nerv einklemmen? Und wenn ja, was kann man dagegen tun? Wir verraten dir, was wirklich dahintersteckt.

Rehmesmee Gojowy

3 Min. Lesezeit · Jun 3, 2024
Man sieht einen Mann von hinten, der sich an den Nacken fasst. Vor ihm eine Wäscheleine mit zwei Wäscheklammern.

Willkommen zu unserem brandneuen Format „Fakt oder Fiktion”! Wir gehen den bekanntesten Rücken-Mythen und Missverständnissen auf den Grund. Hast du dir einen „Nerv eingeklemmt„ oder dich „verlegen”? Wir antworten mit klaren Fakten, hilfreichen Tipps und entlarven gängige Halbwahrheiten. Los geht’s!

Heute widmen wir uns einem weit verbreiteten Mythos: Kann man sich wirklich einen Nerv im Rücken einklemmen? Eingeklemmte Nerven sind ein bisschen wie der Yeti – viele haben davon gehört, aber niemand hat sie je gesehen. Trotzdem lösen sie heftige Beschwerden aus.
Lass uns das Rätsel lösen und herausfinden, was wirklich dahintersteckt.

Der Mythos des „eingeklemmten“ Nervs

Zuerst die Auflösung: Eingeklemmte Nerven im wörtlichen Sinne gibt es nicht. Überrascht? Wir erklären es dir. Wenn wir von einem eingeklemmten Nerv sprechen, ist eigentlich eine plötzliche Reizung oder eine schleichende Kompression eines Nervs gemeint. Tatsächlich fühlt es sich nur so an, als sei der Nerv eingeklemmt.1 Ja, das kann höllisch wehtun, aber der Nerv selbst steckt nicht wirklich fest, wie zum Beispiel ein Finger in der Tür.

Symptome

Werden Nervenenden entlang der Wirbelsäule gereizt, kommt es zu plötzlichen, stechenden oder bohrenden Schmerzen. Die Beschwerden können auch von einem Punkt in deinem Rücken ausstrahlen. Auch Bewegungseinschränkungen sind typisch, besonders dann, wenn ein Nerv in Höhe der Halswirbelsäule gereizt ist. In diesem Fall hast du Schwierigkeiten, deinen Kopf zu neigen oder zu drehen.

Bestimmte Bewegungen oder Körperhaltungen sind bei einem „eingeklemmten“ Nerv auch so unangenehm, dass du eine Schonhaltung einnimmst. Achte darauf, dass diese Schonhaltung nicht zu weiteren Beschwerden wie Muskelverspannungen führt.

Was ist die Ursache für einen eingeklemmten Nerv?

Die Reizung eines Nervs kann verschiedene Ursachen haben. Meistens sind Muskelverspannungen die Übeltäter, aber auch ein Bandscheibenvorfall, eine Bandscheibenvorwölbung oder sogar Knochenveränderungen, zum Beispiel durch Arthrose, können Druck auf einen Nerv ausüben.Genauer gesagt reagieren deine Nervenwurzeln auf den Druck. Sie sind darauf ausgelegt, Schmerzsignale über deine Wirbelsäule an dein Gehirn zu übermitteln, um den Körper vor Schäden zu schützen. Deshalb sind sie besonders empfindlich gegenüber Druck und anderen Reizen. Wenn eine Nervenwurzel gereizt wird, interpretiert das Gehirn dies als Warnsignal und reagiert entsprechend intensiv.2 Die Beschwerden können dann sehr stark sein.

Ob dein eingeklemmter Nerv durch eine harmlose Verspannung gereizt wird oder eine ernsthafte Ursache dahintersteckt, klärst du am besten mit deinem Arzt bzw. mit deiner Ärztin ab. 

Besonders bei plötzlich auftretenden Schmerzen nach einer falschen oder ungewöhnlichen Bewegung, haben wir den Verdacht, dass unsere Muskeln, Knochen oder Bänder einen Nerven im Klammergriff haben.3 Ähnlich wie wir unsere Finger blitzschnell aus einem Türschlitz ziehen würden, wollen wir einen eingeklemmten Nerv schnell befreien Tatsächlich gibt es einige Dinge, die du tun kannst, um Schmerzen zu lindern, die durch einen gereizten Nerv entstehen. 

Eine Nervenreizung ist nicht so schnell wieder weg, wie sie gekommen ist, ihre Ursachen lassen wich aber gut behandeln. Die wichtigsten Behandlungen für „eingeklemmte“ Nerven zeigen wir dir jetzt.

Was tun, wenn der Nerv „eingeklemmt” ist? 

Behandlung mit Wärme: Ist die Ursache der Nervenreizung eine Verspannung der Muskulatur, helfen dir Wärmeanwendungen, deine Muskeln zu lockern und zu entspannen. Das gelingt zum Beispiel durch ein warmes Bad, die Anwendung einer Infrarotlampe oder auch einem Wärmepflaster für den Rücken.4

Pause und Bewegung: Solltest du starke Schmerzen haben, ist es völlig okay, wenn du zunächst Belastung und Aktivität reduzierst. Deine Pause sollte allerdings kurz sein – lange Phasen der Schonung begünstigen eher einen Abbau der Rückenmuskulatur, was wiederum das Risiko für Rückenschmerzen erhöht. Versuche lieber, dich sanft zu bewegen, zu dehnen oder spazieren zu gehen. Alles, was deine Durchblutung fördert ist grundsätzlich gut, um Verspannungen zu reduzieren.5

Behandlung mit Physiotherapie: Wenn du dir unsicher bist, welche Übungen am besten für dich geeignet sind oder wenn deine Schmerzen länger anhalten, hilft dir Physiotherapie, wieder in Bewegung zu kommen. Ob digital mit einer App auf Rezept, wie zum Beispiel Kaia Rückenschmerzen, oder vor Ort mit einem Physiotherapeuten bzw. einer Physiotherapeutin. Egal, für welche Option du dich entscheidest, du wirst nicht nur lernen, wie du deine Muskulatur eigenständig kräftigen kannst, sondern erhältst auch Tipps für einen rückenfreundlichen Alltag. So beugst du erneuten Beschwerden vor.

Behandlung mit Schmerzmitteln: In akuten Fällen können Schmerzmittel helfen, deine Beschwerden zu lindern. Die Einnahme von Schmerzmitteln solltest du jedoch eng mit deinem Arzt bzw. deiner Ärztin abstimmen und dich über alle Risiken und Nebenwirkungen aufklären lassen.

Kurz gesagt

Ein eingeklemmter Nerv ist ganz klar ein Mythos! Auch wenn sich diese Redewendung in unseren Sprachgebrauch eingeschlichen hat, ist sie medizinisch nicht ganz korrekt. Was wirklich passiert, ist eine Reizung oder Kompression des Nervs durch umliegendes Gewebe. Das kann furchtbar weh tun, ist aber meist gut behandelbar.

Also, wenn du das nächste Mal hörst, jemand habe sich einen Nerv eingeklemmt, kannst du mit einem wissenden Nicken erklären, was wirklich los ist. Und mit ein bisschen Humor und den richtigen Maßnahmen fühlt sich der Rücken schon bald wieder viel besser an.

Quellen

  1. https://hirnstiftung.org/alle-erkrankungen/eingeklemmter-nerv 
  2. https://nervenschmerzen.behandeln.de/ursachen-fuer-nervenschaedigungen.html 
  3. https://dus-orthopaedie-unfallchirurgie.de/leistungen/eingeklemmte-nerven/ 
  4. https://www.mvz-im-helios.de/blog/rueckenschmerzen-diese-vier-bekannten-mythen-gilt-es-aufzuklaeren/ 
  5. https://www.mdr.de/ratgeber/gesundheit/durchblutung-foerdern-massage-100.html 
Rehmesmee Gojowy
Lifestyle & Healthcare Copywriterin bei Kaia Health
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