Rückenmuskulatur aufbauen: Das ist wichtig beim Training

Lerne die Muskelgruppen deines Rückens kennen und trainiere effektiver! Wir zeigen dir, welche Übungen in deinem Trainingsplan nicht fehlen dürfen.

Rehmesmee Gojowy
  • 8 Min. Lesezeit
  • Mai 3, 2024
Eine Frau kniet im Vierfüßlerstand auf einer Yogamatte in ihrem Wohnzimmer. Sie blickt auf ein Tablet und macht eine Rückenübung wie "Katze-Kuh" für zu Hause.

Wenn du diesen Artikel liest, hast du schon einen wichtigen Schritt gemacht – du hast dich entschieden, deinen Rücken zu trainieren und zu stärken! Ein kräftiger, gesunder Rücken ist nicht nur für deine Haltung wichtig, sondern beugt auch Rückenproblemen vor.

Tatsächlich profitiert dein ganzer Körper von einem starken Rücken. Selbst Alltagsbewegungen werden dir leichter fallen, wenn du beginnst, deine Muskulatur zu stärken. Egal, ob du eine Wasserkiste tragen möchtest oder einen Job hast, der dich körperlich fordert – deinen Rücken zu trainieren, ist immer eine gute Idee!

Lass uns gemeinsam herausfinden, worauf du beim Rückentraining achten solltest und wie du welche Muskelgruppen am besten forderst.

Warum ist Rückentraining so wichtig?

Stell dir deinen Rücken wie das Fundament eines Hauses vor. Wenn das Fundament stark ist, steht das Haus, in diesem Fall dein Körper, sicher. Dein Rücken trägt die Last deines gesamten Oberkörpers, er sorgt für Stabilität und Haltung.
Die Wirbelsäule, als Stützpfeiler des Hauses, schützt außerdem das Rückenmark, das ein wesentlicher Teil des zentralen Nervensystems ist und lebenswichtige Signale an dein Gehirn übermittelt.

Darüber hinaus ermöglicht dir dein Rücken durch seine Muskeln und Gelenke eine Vielzahl von Bewegungen, wie Bücken, Drehen und Heben und das aufrechte Gehen. Kurz gesagt, dein Rücken ist unerlässlich für deine Beweglichkeit, Gesundheit und dein allgemeines Wohlbefinden. Auch bei Rückenschmerzen gilt: Bewegung, Bewegung, Bewegung! Sofern keine ersthafte Ursache oder Erkrankung hinter deinen Rückenschmerzen steckt, empfehlen Ärzt:innen und Therapeut:innen, trotz der Schmerzen in Bewegung zu bleiben. Mit gezielten Übungen für deinen Rücken lassen sich viele Beschwerden wirksam behandeln.

Wenn du anfangen möchtest, deinen Rücken zu trainieren und zu stärken, ist es wichtig, ein paar grundlegende Dinge zu beachten. So beugst du muskulären Dysbalancen deines Körpers und Verkürzungen vor.<sup>1</sup>

Was ist wichtig beim Rückentraining?

  1. Richtige Ausführung: Welche Übungen du auch in dein Training integrierst – Technik ist das A und O. Zu ruckartige, unkontrollierte oder einseitige Bewegungen können deinem Rücken mehr schaden als nützen. Achte vor allem darauf, dass du die Übungen langsam und kontrolliert ausführst. Physiotherapeut:innen, Fitnesstrainer:innen, Orthopäd:innen oder auch Hausärzt:innen sind eine gute Anlaufstelle, um dich zu beraten. Wenn du gerade erst beginnst, ist es ratsam, dein Rückentraining professionell begleiten zu lassen. So führst du deine Rückenübungen wirksam und sicher aus.
  2. Verletzungsprävention: Ein gut durchdachter Trainingsplan, der alle Rückenmuskeln und Synergisten  (die weiteren Muskeln der Bewegungskette) berücksichtigt, kann helfen, Verletzungen vorzubeugen. Wenn bestimmte Muskeln zu schwach sind, kommt es schnell zu Überlastungen anderer Muskelgruppen, die versuchen, diese Schwäche auszugleichen. Sie übernehmen dann beispielsweise zusätzliche Last oder intensivieren ihre Spannung, um den schwächeren Körperbereich zu schonen. Schmerzhafte Muskelverspannungen im Rücken können die Folge sein. Ein ausgewogenes Training stärkt den gesamten Rücken und schützt dich vor solchen Schmerzen.
  3. Aufwärmen: Beginne deine Rückenübungen immer mit einem guten Warm-up. Das kann leichtes Cardiotraining, feine mobilisierende Übungen oder dynamisches Dehnen sein. So regst du die Durchblutung deiner Muskulatur an und bereitest sie auf die kommende Belastung vor.
  4. Variation der Bewegungen: Dein Rücken besteht aus vielen verschiedenen Muskelgruppen. Um alle Bereiche zu trainieren, solltest du verschiedene Rückenübungen einbauen. Übungen zur Stärkung deiner Rumpfmuskulatur, zu der die seitlichen und vorderen Bauchmuskeln gehören, dürfen dabei nicht fehlen.<sup>1</sup>
  5. Regelmäßigkeit: Konsistenz ist der Schlüssel. Plane mindestens zwei Trainingseinheiten pro Woche ein und steigere die Frequenz langsam. Je nach Intensität kannst du dich auf drei bis fünf Einheiten pro Woche steigern. Wie oft und intensiv du trainierst, solltest du von deiner allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit und deinem Schmerzlevel abhängig machen.
  6. Entspannung: Genauso wichtig wie dein Training ist die körperliche und geistige Erholung. Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen können dabei helfen, Stress und so auch Rückenschmerzen zu reduzieren.

Um zu verstehen, wie du deinen Rücken effektiv trainierst, schauen wir uns jetzt an, welche Muskelgruppen es gibt. Hier lernst du, wie die Muskeln von gezielten Rückenübungen profitieren.

Die Anatomie des Rückens: Die wichtigsten Muskelgruppen

Der menschliche Körper und speziell der Rücken ist ein komplexes und faszinierendes anatomisches System, das aus Knochen, Muskeln, Sehnen und Nerven besteht. Im Zentrum des Rückens befindet sich deine Wirbelsäule mit ihren 33 verschiedenen Wirbeln, die anatomisch in verschiedene Abschnitte unterteilt ist:<sup>2</sup>

  • Halswirbelsäule (Cervikal),
  • Brustwirbelsäule (Thorakal),
  • Lendenwirbelsäule (Lumbal),
  • Kreuzbein (Sakral) und
  • Steißbein (Coccygeal).

Damit du dich bewegen kannst, arbeitet deine gesamte Wirbelsäule mit deinen Rückenmuskeln zusammen – davon hast du ziemlich viele und sie sind eng miteinander verbunden! Über 400 Skelettmuskeln gehören zu deinem gesamten Bewegungsapparat!<sup>3</sup> Ihr Zusammenspiel ermöglicht es dir, dich in verschiedene Richtungen zu bewegen und, entgegen der Schwerkraft, aufrecht zu gehen.

Die Muskulatur deines Rückens lässt sich in die oberflächlichen und tiefen Muskeln unterteilen. Zu den oberflächlichen Muskeln gehören unter anderem der Trapezmuskel und der Latissimus Dorsi, die für größere Bewegungen wie das Heben und Senken der Schultern verantwortlich sind.<sup>4</sup> Die tieferen Muskeln, wie der Musculus Erector Spinae, sorgen für die Stabilisierung und Aufrichtung deiner Wirbelsäule.<sup>3</sup>

Jeder Muskel hat seine ganz eigene Funktionalität und kann durch spezifische Rückenübungen trainiert werden. Welche das im Einzelnen sind, schauen wir uns jetzt an:

1. Latissimus Dorsi (Breiter Rückenmuskel):

  • Funktion: Dieser große, flügelartige Muskel ist hauptsächlich für die Bewegung deiner Schultergelenke verantwortlich, wodurch du deine Arme zu dir heranziehen und sie rotieren kannst. Auch das Strecken und Atmen werden durch den breiten Rückenmuskel unterstützt.<sup>5</sup> Zudem ist der „Lat“ mit der Lendenwirbelsäule, dem Becken und der Fascia Thoracolumbalis verbunden. Er unterstützt die Ausatmung und spielt z.B. beim Husten eine sehr wichtige Rolle.
  • Training und Übungen: Latziehen, klassische Klimmzüge und Rudern stärken den Latissimus Dorsi.

2. Trapezius (Trapezmuskel):

  • Funktion: Der Trapezius besteht aus drei Teilen, oberer, mittlerer und unterer Trapezius, und ist für die Bewegung und Stabilisierung der Schulterblätter verantwortlich. Er hilft dir beispielsweise beim Tragen schwerer Lasten und allen Bewegungen, bei denen du deine Arme heben musst.<sup>6,7</sup> Er ist auch an deinen Kopfbewegungen beteiligt!
  • Training und Übungen: Schulterheben mit Gewichten (z.B. Hanteln oder Wasserflaschen), Rudern, Liegestütze.

3. Rhomboideus (Rautenmuskel):

  • Funktion: Der Rautenmuskel verbindet die Schulterblätter mit der Wirbelsäule und zieht deine Schulterblätter nach innen. Er ist vor allem für die Überkopfbewegung und zum Werfen wichtig.<sup>8</sup>
  • Training und Übungen: Rudern, Face Pulls am Kabelzug oder mit einem Theraband.

4. Erector Spinae (Rückenstrecker):

  • Funktion: Diese Muskelgruppe verläuft entlang der Wirbelsäule und ist für das Aufrichten und Stabilisieren deines Rückens und deines Kopfes verantwortlich. Sie besteht aus vielen einzelnen Muskeln und unterstützt bei Haltung, lokaler Stabilisation, Bewegung der Wirbelsäule und – ganz wichtig -deiner Balance.<sup>9</sup>
  • Training und Übungen: Kreuzheben, Hyperextensions am Gerät, Stabilisations- und Balanceübungen oder alternativ die Superman-Übung für zuhause.<sup>10</sup>

Die Anatomie der Bauchmuskeln: Wichtige Muskelgruppen

Auch die Bauchmuskeln sind essentiell für einen gesunden Rücken. Sie wirken als Gegenspieler deiner Rückenmuskulatur und sorgen so für Stabilität.

Unser Rumpf, auch bekannt als Kern oder Core, ist ein wahres Wunderwerk der Natur. Er bildet das stabile Zentrum unseres Körpers und spielt eine zentrale Rolle bei nahezu jeder Bewegung, die wir ausführen. Von alltäglichen Aktivitäten wie Bücken und Drehen bis hin zu sportlichen Höchstleistungen – unsere Rumpfmuskeln sind immer im Einsatz. Wir zeigen dir, welche Muskeln dazu beitragen, dich stark, stabil und beweglich zu halten.

1. Rectus Abdominis (Gerader Bauchmuskel):

  • Funktion: Dieser Muskel besteht aus zwei Muskelsträngen und ist der kräftigste und wichtigste Gegenspieler deiner Rückenmuskulatur. Er stabilisiert dein Becken, unterstützt deine Atmung, hilft intra-abdominal bei Aufbau von Druck beim Pressen und ist bei gezieltem Training und einer bestimmten Statur als sogenannter „Sixpack” sichtbar.<sup>11</sup>
  • Training: Crunches und Sit-ups stärken den Rectus Abdominis.
    Obliquus

2. Externus Abdominis (Äußerer schräger Bauchmuskel):

  • Funktion: Diese Muskeln ermöglichen deinem Rumpf zu rotieren und sich seitlich sowie vorwärts zu beugen.<sup>12</sup>
  • Training: Russian Twists, Seitliche Crunches.<sup>13</sup>

3. Obliquus Internus Abdominis (Innerer schräger Bauchmuskel):

  • Funktion: Dein innerer schräger Bauchmuskel unterstützt die äußeren schrägen Bauchmuskeln bei der Rotation und seitlichen Beugung.<sup>14</sup>
  • Training: Fahrrad-Crunches, Seitliche Planks.

4. Transversus Abdominis (Querer Bauchmuskel):

  • Funktion: Der quere Bauchmuskel ist dein tiefster Bauchmuskel. Er sorgt für die Stabilisierung des Rumpfes und des unteren Rückens! Gemeinsam mit deinen Rückenmuskeln ist er eine wichtige Stütze für deine Lendenwirbelsäule und mitverantwortlich für einen gesunden Rücken. Dein Transversus Abdominis wird übrigens jedes Mal aktiviert, wenn du deinen Bauchnabel aktiv einziehst. Das nutzen wir auch bei der Bauchdruckerhöhung für die Ausatmung, das Husten und Pressen. <sup>15</sup>
  • Training: Planks und Beinheben stärken deine queren Bauchmuskeln.

5.  Beckenboden (Diaphragma Pelvis)

  • Funktion: Die Beckenbodenmuskulatur trägt die inneren Organe, sichert Kontinenz und ermöglicht grundlegende Funktionen wie Wasserlassen, Stuhlgang, Sexualität und bei Frauen die Geburt.16
  • Training: Am besten mit gezielten Anspannungs- und Entspannungsübungen (z. B. Anheben/„Halten“ der Beckenbodenmuskulatur), unterstützt durch Atemtechnik, Rumpftraining und funktionelle Alltagsbewegungen, die die tiefe Muskulatur mitarbeiten lassen.

6. Quadratus Lumborum (der tiefe seitliche Rückenmuskel)

  • Funktion: Er streckt und stabilisiert die Lendenwirbelsäule, kann das Becken seitlich kippen und unterstützt zusätzlich die Einatmung.17
  • Training: Übungen, die seitliche Rumpfstabilität und kontrollierte Lateralflexion fördern – zum Beispiel Seitstütz-Varianten, Koffertragen (Suitcase Carry) oder langsame seitliche Rumpfbeugen.

Motivation und Durchhalten

Rückentraining kann anfangs herausfordernd sein, aber denk daran: Jeder Anfang ist schwer. Setze dir kleine Ziele und feiere deine Fortschritte.

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Quellen
  1. https://www.ikk-classic.de/gesund-machen/bewegen/muskulaere-dysbalancen
  2. https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/der-ruecken-so-ist-er-aufgebaut
  3. https://www.tk.de/techniker/magazin/sport/gesunder-ruecken/muskeln-entlang-der-wirbelsaeule-2007836
  4. https://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_latissimus_dorsi
  5. https://zenone.de/blogs/workouts/latissimus-uebungen-zuhause
  6. https://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_trapezius
  7. https://gelenk-klinik.de/orthopaedie-glossar/trapezmuskel.html
  8. https://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_rhomboideus_major
  9. https://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_erector_spinae
  10. https://www.runnersworld.de/verletzungen-vorbeugung/rueckenstrecker-muskel/
  11. https://www.kenhub.com/de/library/anatomie/musculus-rectus-abdominis
  12. https://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_obliquus_externus_abdominis
  13. https://www.foodspring.de/magazine/seitliche-bauchmuskeln-trainieren
  14. https://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_obliquus_internus_abdominis
  15. https://www.bodyup.de/news/muskel-des-monats-m-transversus-abdominis
  16. https://www.physio-pedia.com/Pelvic_Floor_Anatomy
  17. https://www.physio-pedia.com/Quadratus_Lumborum
Geschrieben von
Rehmesmee Gojowy

Rehmesmee kommt aus Berlin und brennt für gesundheitliche Themen und alles rund um Rückenschmerzen. Mit viel Herz und Kopf hat sie für euch auf Wirbel für Wirbel spannende Artikel auf Augenhöhe geschrieben, damit du deinen Rücken und deine Schmerzen besser verstehen lernst.

Fachlich geprüft von
Angela Boutellier

Angela ist unsere Physiotherapeutin bei Kaia Health und arbeitet bis heute in der Behandlung am Mensch. Sie ist deshalb unsere Expertin wenn es um Fragen zur Physiotherapie, Bewegung und Behandlung geht!

Angela Boutellier

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